Mafalda Cinquetti ermittelt 01 - Mafalda Cinquetti und die Dame mit Hund by Richter Bastian

Mafalda Cinquetti ermittelt 01 - Mafalda Cinquetti und die Dame mit Hund by Richter Bastian

Autor:Richter, Bastian [Richter, Bastian]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2023-04-28T00:00:00+00:00


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D as Atelier des Restaurators lag in der Nähe der Basilika Santa Maria Formosa, nicht weit also für venezianische Verhältnisse, zumindest wenn man die richtigen Abzweige kannte und nicht früher oder später in einer Sackgasse vor einem Kanal endete. Mafalda kannte die Gegend noch gut, weil hier bis vor einigen Jahren eine gute Freundin von ihr gewohnt hatte. An der Calle Larga San Lorenzo hatte sie sich von Anna getrennt, die durch einen Rundbogen in eine kaum erkennbare Gasse verschwunden war.Ein paar Schritte weiter musste Mafalda dann selbst in eine kleine Gasse abbiegen, weil ihr sonst geradeaus ein Kanal den Weg versperrt hätte. Die calle war jetzt so schmal, dass sie einem mit einer Schubkarre entgegenkommenden Lieferanten in einen Hauseingang ausweichen musste.

Das Wetter wollte sich heute nicht recht zwischen verregnetem Frühlingstag und Vorsommer entscheiden. Die Travertinsteine am Boden waren nass und rutschig, und die bröckelnden Putzfassaden an beiden Seiten der Gasse rochen immer noch nach der Feuchte des Winters. Mafalda war bemüht, nicht an den Seiten anzustoßen. Der bröselnde Putz hätte sich sonst fest in das Wollgewebe des Mantels gegraben und unschöne Flecken hinterlassen.

Nach einer kleinen Brücke und einem Pudelfriseur erreichte sie den großen hellen Campo, auf dem die Basilika Santa Maria Formosa stand. Hier musste sie kurz innehalten und tief durchatmen. Die engen, dunklen Gassen hatte sie nie wirklich lieben gelernt. Auf Murano waren sie zwar auch nicht viel breiter, aber die Häuser waren um einiges niedriger und die Gassen dadurch bei Weitem nicht so dunkel und schluchtartig wie in diesem Teil von Venedig.

Sie ging bedächtig über den Platz am Kirchturm vorbei in das kleine Eiscafé hinter der weiß getünchten Basilika, in dem sie immer einen caffè trank, wenn sie in der Gegend war. Die Gelateria im Schatten der Kirche war winzig. Wenn jemand am Tresen stand, dann war dahinter kaum noch ausreichend Platz, um hindurchzugehen. Mafalda stellte sich mit ihrer Tasse ans hintere Ende des Tresens. Da wurde sie von den ständig herein- und herauslaufenden Kunden, die den Laden zu einem kleinen Taubenschlag des Viertels machten, weniger gestört.

Sie grübelte, wonach sie gleich bei dem Restaurator suchen müsste. Von den eigentlichen Arbeiten an den Bildern verstand sie nicht viel. Also nicht dass sie die Flecke nicht von den Bildern hätte entfernen können – das hätte sie zweifelsohne gekonnt! Aber fachgerecht wäre das wohl kaum gewesen. Sie zuckte mit den Schultern. Wie schon bei dem Besuch beim Sergente zuvor würde sie wohl hoffen müssen, vor Ort neben allgemeinem Geplänkel wenigstens den Hauch einer neuen Spur zu entdecken. Mafalda zahlte ihren caffè und machte sich auf den Weg.

Sie verließ den Campo Santa Maria Formosa rechts von der Gasse, aus der sie gekommen war, folgte der schmalen calle über eine Brücke und bog an der nächsten Kreuzung bei dem alten venezianischen Spezialitätenrestaurant ab. Hier musste ihrer Erinnerung nach das Haus des Restaurators zu finden sein.

Die Hausnummer passte, wie in Venedig üblich eine mit roter Schrift in ein Oval über die Tür gemalte vierstellige Nummer. Ein Namensschild gab es nicht, stattdessen eine für Venedig sehr untypische, blank geputzte Edelstahlklingel.



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